Der Herbst hält eine Fülle an regionalen Köstlichkeiten bereit – von leuchtend gelben Kürbissen auf den Äckern bis zu saftigen Birnen von Streuobstwiesen rund um Würzburg. Diese Auswahl an saisonalen Produkten füllt die Küche mit herbstlichen Düften, birgt aber auch die Gefahr einer höheren Lebensmittelverschwendung. Auf einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln wurde Anfang Oktober im Rahmen der bundesweiten Aktion „Zu gut für die Tonne!“ auch in Würzburg aufmerksam gemacht. Denn jährlich werden ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen. Diese unglaublich hohe Menge verteilt sich auf den gesamten Prozess, den Lebensmittel durchlaufen. Ein Großteil fällt in Privathaushalten an, aber auch beim Anbau werden durch Überproduktion und Ausschuss verwertbare Lebensmittel entsorgt.
Lebensmittelverschwendung beginnt also schon auf dem Acker – und genau da setzt ein Team aus Ehrenamtlichen rund um die Unverpackt Würzburg eG sowie die Verbraucher Erzeuger Gemeinschaft e.V. in Würzburg an. Ziel ist es, die anfallende Überproduktion und Lebensmittel, die nicht mehr für den Verkauf geeignet sind, zu verwerten. Zwei regionale Gemüselieferantinnen – die Vielfalter Bio-Gärtnerei aus Schwebheim sowie die Raritätengärtnerei aus Schwarzach – beliefern das Team fast wöchentlich mit Gemüse. In abendlichen Aktionen wird dann gemeinsam geschnippelt, gekocht, in Gläser abgefüllt und schließlich durch Einkochen haltbar und lagerfähig gemacht. Die Aktionen finden in den Räumlichkeiten der VEG e.V. in der Annastraße statt. Genau für solche Zwecke wurde dort Anfang dieses Jahres eine Veranstaltungs-Küche eingebaut – samt Küchenequipment und genügend Lagerplatz für Lebensmittel. So kann das Bio-Gemüse auch in der kalten Jahreszeit genossen werden, wenn die eigentliche Erntesaison bereits vorbei ist. Begonnen hat die Gruppe bereits im Juli mit Tomaten. Zur Hochsaison wurden bis zu 50 kg der roten Früchte wöchentlich geliefert und verarbeitet. Weiter ging es mit Paprika und Zucchini. Zur herbstlichen Zeit werden nun Kürbisse und vielleicht bald auch Wurzelgemüse verarbeitet. Diese Form der Lebensmittelverwertung hat mehrere positive Effekte. „Einerseits können wir uns so selbst mit guten, regionalen Lebensmitteln über das ganze Jahr versorgen. Andererseits bieten wir den Gärtnereien eine Möglichkeit, Gemüse zu verkaufen, in dessen Anbau Zeit und Energie geflossen ist“, so Markus Leisegang, Mit-Initiator der Gruppe. Martin Schäfer, Betreiber der Raritätengärtnerei in Schwarzach, ergänzt: „Lebensmittelverschwendung ist ein zentrales und sehr großes Problem unserer Gesellschaft und beginnt nicht nur bei dem Verbraucher. Auch bei uns in der Gemüsebauproduktion fallen einige Früchte unserer Arbeit aus den international festgelegten Handelsklassen heraus und sind nicht direkt vermarktungsfähig. Dabei blutet uns jedes Mal das Herz, diese Produkte entsorgen zu müssen. Daher freuen wir uns riesig über diese Möglichkeit und ein herzliches Danke an das Einkochteam und die Organisatoren.“
Neben dem regelmäßigen Einkochtreffen ist aus der Gruppe auch ein eingespieltes Team gewachsen, das sich gerne zusammensetzt und am Ende eines langen Abends selbst Gekochtes gemeinsam genießt. Für die Weihnachtszeit ist auch eine Aktion für Süßes geplant – es werden gemeinsam Weihnachtsplätzchen gebacken.